Als Autofahrer gefürchtet und im Volksmund als “Idiotentest” bekannt, ist eine von der Fahrerlaubnisbehörde angeordnete Medizinisch-Psychologische Untersuchung (kurz: MPU) bei den meisten Verkehrsteilnehmern, die sich ihr stellen müssen, verständlicher Weise unbeliebt.
Die MPU in Deutschland gibt es seit 1945. Deutschland ist europaweit ja das einzige Land, in der die Medizinisch-Psychologischen Untersuchung durchgeführt wird! In anderen europäischen Ländern sollen stattdessen hohe Bußgelder und lange Fahrverbote abschreckend auf Autofahrer wirken, die zum Beispiel unter dem Einfluss von Alkohol oder illegalen Drogen fahren und so mutwillig Unfälle riskieren oder verursachen. In Deutschland geht man einen anderen Weg: Betroffene, die sich einen Delikt im Straßenverkehr geleistet haben, müssen bei einer strengen Prüfung die eigene Fahreignung erneut unter Beweis stellen. Einfach Strafgeld blechen und schnell wieder mit dem Auto fahren ist in Deutschland nicht drin. Hierzulande will man sichergehen, dass sich das Verhalten der Person auf den Straßen wirklich gebessert hat.
Warum gibt es die MPU nur in Deutschland?
Heutzutage trifft die MPU in Deutschland häufig Autofahrer, die:
- wegen des Konsums von Alkohol (ab 1,6 Promille, in Ausnahmefällen sogar ab 1,1 Promille) oder anderen Drogen hinterm Steuer ihre Fahrerlaubnis verlieren.
- welche sich wiederholt gegen das Verkehrsrecht widersetzen (Stichwort: mehr als 7 Punkte in Flensburg).
- sowie mehrfach strafrechtlich bekannt sind für aggressives, impulsives und gefährdendes Verhalten.
Etwas zur Geschichte der MPU:
Die Medizinisch-psychologische Untersuchung in der Nachkriegszeit war vor allem dazu gedacht, zu prüfen, welche der vielen verletzten Soldaten und Kriegsveteranen fahrtauglich waren. Durch ihre starken Verletzungen waren viele auf die Nutzung eines Autos angewiesen.
Alkoholmissbrauch war zwar auch ein Ausschlussgrund, Krankheiten wie Diabetes, Epilepsie und Herzerkrankungen sowie schwere körperliche Behinderungen waren jedoch weiter verbreitet und ausreichend, um den Betroffenen gar nicht erst eine Fahrerlaubnis zu erteilen. Die strengen Auflagen verringerten in den 50er-Jahren zwar die Häufigkeit der Verkehrsunfälle, allerdings wurden durch sie auch viele Menschen aus dem Straßenverkehr ausgeschlossen.
Die deutsche MPU: Untersuchung, Diagnostik und das Gutachten
Aus dieser Grundlage hat sich also die heutige MPU entwickelt, die bis heute gilt – und Anforderungen seitdem regelmäßig geprüft, angepasst und verschärft.
Doch wann und wie ist eigentlich die Bezeichnung “Idiotentest” entstanden? Seinen Ursprung hat der Begriff in den 60er bzw. 70er-Jahren. Damals mussten nicht nur Verkehrssünder zur MPU, sondern jeder, der die theoretische Prüfung nicht bestanden hatte, um doch noch eine Chance auf die Fahrerlaubnis zu bekommen. Fahrer mit schwerwiegenden Verkehrsverstößen wie Fahren unter Missbrauch von Drogen und Alkohol wurde zudem der Führerschein entzogen und ein ausdrückliches Fahrverbot erteilt.
In den 90ern wurden erstmals konkrete Richtlinien für die Begutachtung der Fahreignung eingeführt, die eindeutig festlegen, welche körperlichen und geistigen Eigenschaften Autofahrer für eine Fahrerlaubnis erfüllen müssen und der Umgang mit unterschiedlichen Verkehrsdelikten.
Seit 2005 gibt es auch neben den Richtlinien auch feste Kriterien zur Begutachtung, die den genauen Ablauf der MPU festlegen. Die MPU unterliegt seitdem der Kontrolle der jeweiligen Begutachtungsstelle. Erteilt die Fahrerlaubnisbehörde eine MPU, ist der Ablauf wie folgt:
- Der MPU-Antrag: Der Antrag für die Untersuchung muss bei der zuständigen Führerscheinstelle eingehen.
- Die Leistungsdiagnostik: Test von Reaktionsfähigkeit, Konzentration und Aufmerksamkeit
- Die ärztliche Untersuchung: medizinische Vorgeschichte, Blutabnahme, Urin-Drogen-Screening
- Das psychologische Gespräch: Lebenslauf, Deliktgeschichte/Ursache, Einsicht des Fehlverhaltens, Motivation zur Verbesserung des eigenen Verhaltens
Die Untersuchung für das Gutachten dauert in der Regel 3-4 Stunden, kann über 750 Euro kosten und ist extrem anspruchsvoll. Ganz zu schweigen von der Wartezeit auf das Gutachten, die auch noch einmal bis zu 14 Tage, manchmal sogar fünf Wochen dauern kann. Stellen Sie sich den Schock vor, wenn das Gutachten der Behörde dann auch noch negativ ist.
Eine gute Vorbereitung ist daher ausschlaggebend, um vor allem das psychologische Gespräch zu meistern. Denn das psychologische Gespräch bei der Behörde wiegt in der Auswertung am meisten. Doch selbst bei guter Vorbereitung bestehen viele Betroffene die Untersuchung nicht. Das liegt nicht nur an der Prüfungsangst. Seit 2009 ist die Diagnostik und Beratung streng getrennt, damit die Begutachtungsstelle möglichst objektiv beurteilen kann.
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MPU in Deutschland umgehen mit der EU-Führerschein-Agentur
Befürworter sehen in der MPU eine effektive Maßnahme, um Unfälle zu verhindern und die Anzahl der Verkehrsopfer zu verringern. Tatsächlich konnte durch die MPU seit den 50ern phasenweise immer wieder eine Verringerung der Verkehrsunfälle erreicht werden. Gegner der Maßnahme kritisieren hingegen vor allem die hohe Durchfallrate und zweifeln an der Transparenz der Begutachtung / Untersuchung. Denn schockierend viele der Betroffenen bestehen die Prüfung nicht.
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